Ausstattung von religiösen Kultstätten

Anthropomorphe Pfahlgötter

Pfahlgötzen
Abb.1 Antropomorphe Pfahlgötzen aus Braak bei Eutin

Für die gesamte vorrömische Eisenzeit gibt es keinen Hinweis auf die Namen der germanischen Götter, denen man in Mooren oder Seen Opfer brachte. Zwar erwähnte schon Caesar um 50 v. Chr. in seiner "De Bello Gallico, VI 21" einige Götternamen in lateinischer Sprache. Allerdings bezog er sich hier wohl mehr auf die keltischen Gallier. Für die Germanen beschreibt er eher die Verehrung von Feuer, Sonne und Mond. Etwas genauer wird die Beschreibung des römischen Geschichtsschreibers Tacitus um 90 n. Chr. Allerdings ebenfalls nur in lateinischer Übersetzung. Er vertritt in seiner "Germania" weiterhin die Auffassung, das die germanischen Stämme ihre Götter in "heiligen Hainen" verehrt haben. Das sich diese Gottheiten als "menschenartig" vorzustellen sind, wird aber von beiden bestritten. Archäologische Funde in Form von anthropomorphen Pfahlgöttern belegen jedoch, das man sich die germanischen Götter bereits in der Frühzeit als menschenartig, also als personifizierte Gottheiten vorgestellt hat.

fahlgötze in unserem Garten
Abb.2 Antropomorpher Pfahlgötze in unserem Garten

Da diese Pfahlgötzen antropomorph, also nicht detailiert herausgearbeitet sind, ist es uns heute unmöglich, diese einem bestimmten Gott oder Gottheit zuzuordnen. Lediglich die Herausarbeitung von Geschlechtsteilen lassen bei den Figuren auf eine männliche oder weibliche Gottheit schließen. Dieses ist aber nur bei den wenigsten Holzidolen möglich. Es deutet hier alles darauf hin, dass noch wenig von namentlich bezeichneten Göttern die Rede war.
Möglicherweise entstand hier auch das Wort "Asen" als Bezeichnung für das germanische Pantheon. Das urgermanische Wort für Gott "ans" (Ase) ist auch die Wurzel für das germanische Wort "ans" "Balken, Pfosten".
Belegt sind solche Holzgötzen von der germanischen Eisenzeit bis in die Zeit der Völkerwanderung und der spätheidnischen Wikingerzeit. Doch auch in anderen Kulturen konnten derartige Figuren nachgewiesen werden. Dieses sogar zum Teil bis ins 20. Jahrhundert. Für das 7. und 8. Jahrhundert gibt es bisher keine Funde von solchen Pfahlgötzen. Es ist aber davon auszugehen, dass derartige Kultpfähle auch zur Ausstattung von altsächsischen Kultstätten gehörten.

Irminsul

Wer sich mit den Germanen, Sachsen oder dem Frühmittelalter beschäftigt, wird früher oder später auf die Irminsul stoßen. Spätestens dann, wenn er über den Sachsenkrieg Karls des Großen liest. Sie wird als besonders mächtiges Exemplar eines Holzidols beschrieben und gilt als ein sächsisches Heiligtum. Rudolf von Fulda beschreibt sie auch als einen aufgerichteten Baumstumpf von beträchtlicher Größe. Der Standort der Irmensul, die Karl der Große 772 fällen ließ, ist nicht eindeutig zuzuordnen. Als eine Möglichkeit werden die Externsteine im Teutoburger Wald genannt, wo sich die älteste aus massivem Fels gehauene Steinmetzplastik nördlich der Alpen befindet. Andere Beschreibungen lassen sie zwischen der Erisburg und der Weser vermuten. Klar ist jedoch, daß es sich bei dieser Säule nicht um ein sächsisches Zentralheiligtum gehandelt hat. Auch der Name der Säule leitet sich keinegswegs von einem Gott namens Hirmin oder Irmin ab. Vielmehr stammt der Name von dem altnordischen jormun, was soviel wie "riesig" bedeutet. Demnach lässt sich der Name am besten mit "Riesige Säule" erklären. Da ohnehin Pfähle und Pfahlgötzen als germanische Heiligtümer belegt sind, ist anzunehmen, dass es auch mehrere Säulen dieser Art gab. Anlass zu dieser Vermutung ist auch die Tatsache, dass Rudolf von Fulda die 772 abgerissene Irminsul nie gesehen haben kann und sie trotzdem beschreiben konnte.

Die Abbildung der geknickten Palme auf der Kreuzabnahme an den Externsteinen (siehe Pfeil) ist datiert in das 12. Jahrhundert und bildet auch die Grundlage für die Darstellung der Irminsul, wie sie heute bekannt ist. Doch so alt, wie viele annehmen, ist diese Darstellung nicht. Sie ist erst in den 20iger Jahren des letzten Jahrhunderts auf der Basis völkischen Gedankengutes entstanden und hat somit für uns keine historische Bedeutung. Trotz wissenschaftlicher Widerlegung findet sich jedoch diese Deutung bis heute noch in esoterischen und in rechten Kreisen.

Literatur- und Quellenangabe:
Grütter, Heinrich Theodor; Jung, Patrick, Stephan-Maaser, Reinhild - Werdendes Ruhrgebiet. Spätantike und Frühmittelalter an Rhein und Ruhr, 2015
Simek, Rudolf - Religion und Mythologie der Germanen, Theiss
Simek, Rudolf - Götter und Kulte der Germanen, C.H. Beck

Bildquellen:
Abb.1: Wolfram, Herwig - Die 101 wichtigsten Fragen, Germanen