Unser Tagebuch
Männer unter Waffen
Belebung der Freilichtanlage am altsächsischen Gräberfeld Liebenau/ Steyerberg am 29./ 30. Juni 2019
Nachdem sich die Mitglieder des Vereins RAUZWI Lebendige Archäologie Mittelweser e.V. im Mai mit der Rolle der Frau im Frühmittelalter auseinandergesetzt hatten, waren nun die Männer an der Reihe.
Es sollte aber nicht die ganze "Rolle des Mannes" beleuchtet werden, sondern das Ziel war es, sich mit einem der herausragenden Merkmale der Männergräber zu befassen: Der Beigabe von Waffen.
Wenn wir uns die Anzahl der "waffenführenden" Gräbern auf dem Gräberfeld von Liebenau vor Augen führen, dann wird uns kein Bild einer überbewaffneten und kriegerischen Gesellschaft aufgezeichnet. Nur sehr wenigen Männergräbern sind Waffen als Grabbeigaben mitgegeben worden. Weiterhin ist noch zu berücksichtigen, dass bereits der Fund einer einzelnen Pfeilspitze ein Grab als "waffenführend" kennzeichnet. Pfeilspitzen sind jedoch nicht unbedingt als Kampfwaffe anzusehen, sondern wohl in erster Linie zur Jagd verwendet worden. Diese Gräber wären also keinem "Krieger", sondern eher einem "Jäger" zuzuordnen.
Sowohl in Körpergräbern, als auch in Brandgräbern sind Kampfwaffen wie Lanze, Schild und Sax gefunden worden. Eine einheitliche Standardausrüstung gab es offensichtlich nicht. Die Anzahl und die Kombination der Waffen schwankt erheblich und lässt keine durchorganisierte, auf bestimmte Waffenformen ausgerichtete Kampfesweise erkennen.
Die Mitgabe von Waffen sollte den Rechtsstand, das soziale Ansehen und den Besitz des Verstorbenen dokumentieren. Waffen waren in der Regel ein Status- und ein Machtsymbol. So durfte ein Sax zum Beispiel nur von freien Männern als äußeres Zeichen ihrer Stellung und ihres Ranges in der Gesellschaft getragen werden. Nach deren Tod hatten sie einen Rechtsanspruch darauf ihre, bzw. eine entsprechende Waffe als Grabbeigabe zu erhalten.
Bei der Belebung auf der Freilichtanlage am altsächsischen Gräberfeld gab es neben der Präsentation von Rekonstruktionen und Vorführung von Kampftechniken auch eine Führung über das Gräberfeld selbst. Schwerpunktthema waren auch hier die "waffenführenden" Gräber, die anhand von Spielszenen dem Besucher nähergebracht wurden.